martes, 13 de noviembre de 2012

Umstrittener Eingriff in die Natur


Geschlechtswahl.
10. November 2012, KURIER

Auf Zypern können Eltern das Geschlecht ihres Kindes bei einer künstlichen Befruchtung        vorherbestimmen lassen – auch Paare aus Österreich nehmen das in Anspruch 

Auch Paare aus Österreich fahren ins Ausland, um gezielt das Geschlecht des Kindes zu bestimmen. „Wir hatten erst vor kurzemein Paar aus Österreich bei uns. Es hat bereits drei 
Buben im Alter von ca. 8 und 4JahrensowieachtMonaten. Jetzt wollten sie ein Mädchen. 
Die Frau ist bereits schwanger – mit einem Mädchen.“ Umit Inak ist für Patientenange-legenheiten im Dogus IVF Centre in Nordzypern zuständig. „30 bis 40 Paare “aus Österreichseienin den vergangenen zwei Jahren in das Zentrum gekommen – zur Geschlechtsbestimmung („sex selection“) des Nachwuchses. Dem Großteil (rund 80 Prozent) gehe es dabei um „family balancing“:„Sie wollen ihre Familien gezielt durch einen 
Buben oder ein Mädchen vervollständigen“, so Inak. Nur bei einem kleinen Teil sollen mit der gezielten Geschlechtswahl genetische Erkrankungen verhindert werden. 
Kosten: Rund 6000 €. 
Zypern (sowohl der NordenalsauchderSüden) isteinesderwenigenLänderEuropas, in denen das uneingeschränkt erlaubt ist. In Österreich ist es verboten. 
Um praktisch 100-prozentigen Erfolg zu haben, ist eine künstliche Befruchtung (IVF) notwendig. Bevor die Embryos in die Gebärmutter eingesetzt werden, wird mittels „Präimplantationsdiagnostik“ (PID) das Geschlecht anhand einer Chromosomenanalyse bestimmt. Um die Anzahl von Embryonen des gewünschten Geschlechts zu erhöhen, führen Kliniken auf Zypern oder in den USA vorab eine „Spermiensortierung“ durch. 

Spermientrennung 

Mittels technischer Sortierverfahren werden die Spermien in jene mit X-oder Y-Chromosom (siehe Grafik) getrennt. Doch dieses Sortieren funktioniert nicht hundertprozentig, es können trotzdem Embryonen des „falschen“ Geschlechts entstehen. – „Es ist ethisch nicht vertretbar, gesunde Embryonen zu vernichten, weil sich das falsche Geschlecht haben“, kritisiert Univ.-Prof. Andreas Obruca vom Kinderwunschzentrum im Goldenen Kreuz in Wien. 

„Die Entscheidung, was damit passiert, liegt bei den Eltern“, sagt hingegen Umit Inak: „Es sind schließlich ihre Embryonen.“ 
„Die Paare, die ,family balancing‘ wollen, müssen uns ein Konzept vorlegen, was mit den Embryonen des anderen Geschlechts passieren soll. Wir werfen nicht einfach Embryonen weg, nur weil sie nicht in die Familienplanung passen“, sagt der deutsche Gynäkologe Peter Erich Hermann. Eristmedizinischer Direktor der Geniplet-Klinik auf Palma de Mallorca. 
Diese berät Paare mit Kinderwunsch aus europäischen Ländern, in denen bestimmte Behandlungen(z. B. Eizellspende) verbotensind– und organisiert diese im Ausland. 
„Die Paare können die Embryonen zum Beispiel zur  freigeben – die Nachfrage ist sehr groß.“ 

Wenig Nachfrage
Österreichische IVF-Institute verzeichnen „nur wenige Anfragen“ zur Geschlechterwahl–
und verweisen Interessenten an ausländische Kliniken. „Wir haben zwei Anfragen im Jahr“, sagt Obruca. „Bei uns sind es zwei bis drei“, so Univ.-Prof. Wilfried Feichtinger vom Wunschbabyzentrum: „Bei mir war einmal ein Landwirt mit sechs Töchtern, der wollte auch einen Sohn. Ich sehe nicht ein, warum in solchen Fällen die Geschlechterwahl nicht erlaubtist. EsgebeStudien,wonach es bei einer Zulassung von „family balancing“ in der westlichen Welt zu keiner Verschiebung des Geschlechterverhältnisses komme. 
In der Bioethikkommission beim Bundeskanzleramt gibt es allerdings eine breite Ablehnung: „Das ist nicht akzeptabel“, sagt die Vorsitzende, Christiane Druml: „Schließlich gibt es keine medizinischeNotwendigkeitdafür. Diese Form des Eingriffs indas Schicksalhat keinen vitalen Wert.“ Etwas anderes sei ein (in Österreich derzeit ebenfallsverbotener) Einsatz der Präimplantationsdiagnostik bei geschlechtsgebundenen Erbkrankheiten wie Hämophilie, die hauptsächlich bei Männern auftritt: Hier könnte in bestimmten Fällendurch dieWahldesGeschlechtsdieErkrankungvermieden werden.

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